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Autokauf und Autoverkauf in Kalifornien/USA
Anstatt unseren Magirus aus seiner geliebten Heimat "Afrika" über den "großen Teich" in eine fremde Welt zu entführen, hatten wir uns entschlossen, einen anderen Weg zu gehen und einen eigenen Camper für unsere Amerikareisen zu kaufen.
Neben dem Vorteil, auf diese Weise immer noch ein "Standbein" in Afrika zu behalten, ergab sich so auch die Möglichkeit einen Camper zu beschaffen, der den veränderten Anforderungen auf einem "neuzeitlichen" Kontinent besser entsprach.
Man könnte es für etwas "daneben" halten, für seine "Urlaubsreisen" extra ein eigenes Fahrzeug/Wohnmobil mit den dazugehörigen organisatorischen Problemen (Stellplatz, Zulassung, Versicherung etc.) anzuschaffen, aber bei etwas genauerer Betrachtung macht die Sache durchaus Sinn.
Sollte alles nach Plan laufen, sind wir in der Summe etwa 12 Monate damit unterwegs, werden unsere Reise in N-Amerika beginnen und in S-Amerika beenden. Alleine diese Vorgaben verbieten schon das "Leihfahrzeugmodell".
Wir werden also ein Fahrzeug kaufen, damit gen S-Amerika fahren und dann wieder verkaufen, z.B. an Leute, die nach N-Amerika fahren wollen.
Also setzt man sich an den Internet-Computer und fragt den allwissenden "Bruder Google", was er so über Autokauf in den USA zu berichten weiss.
Zwischen "Überhaupt kein Problem" und "ohne amerikanischen Führerschein und Wohnsitz unmöglich" waren alle Varianten vertreten.
Nur dass jeder Staat seine eigenen Vorschriften hatte wurde klar. Ob die Sache mit dem festen Wohnsitz ernst zu nehmen war oder nicht oder wie die Zulassungsstellen (DMV) vor Ort alles handhaben, war eigentlich nicht zu klären.
Also selbst ausprobieren !
Ich beschreibe die Prozedur hier, weil ich es schade fände, wenn die "Geht-nicht-Aussagen" mancher "Informanten" im Internet andere Leute von ihren Reiseplänen und Ideen abbrächten.
Diese Beschreibung eines Autokaufs gilt für Kalifornien. Die Vorschriften mögen mal anders gewesen sein, es wird vielleicht auch mal wieder anders werden, aber im August 2011 lief es so wie hier beschrieben:
Autokauf:
Man fährt zum Händler, zeigt auf das Auto seiner Wahl, geht mit der Kreditkarte ins Büro, zieht diese durch den Automaten und fährt vom Hof .... das ist etwas übertrieben, aber nahe der Wahrheit.
Am einfachsten ist tatsächlich die Bezahlung per Kreditkarte, allerdings wird der Händler seine Kosten für die Zahlung in die Preisverhandlung mit einbringen, denn er zahlt ja 1.5-3% vom Umsatz an die Kreditkartenbetreiber.
Billiger ist eine Zahlung per Banküberweisung aus Deutschland, dauert aber ein paar (Urlaubs)-Tage.
Cash ist natürlich unschlagbar und eine gute Verhandlungsbasis, aber Cash aus dem Automaten ist umständlich und auch teuer. Eine Kombination aus Kreditkarte und Banküberweisung könnte aus Zeitgründen sinnvoll sein. Man bezahlt per Kreditkarte, der Händler bucht den Betrag jedoch nicht ab, sondern behält ihn als Sicherheit bis die parallel veranlasste Banküberweisung eintrifft. Etwas Vertrauen gehört zwar dazu, aber im schlimmmsten Falle kann man die ungerechtfertigte Kreditkartenbelastung rückgängig machen. Auf diese Art kann man das Fahrzeug gleich nutzen und spart u.U. einige Tage Warterei, Leihwagenkosten und die Kreditkartengebühren (auch die vom Händler).
Vor dem Kauf ist natürlich eine technische Begutachtung des Fahrzeug sinnvoll, in den USA gibt es das s.g. CARFAX, eine Art technischem Logbuch des Fahrzeugs. Der Einblick ist i.d.R. kostenpflichtig, beim Händler bekommt man den Einblick umsonst, sofern er echtes Interesse am Fahrzeug sieht.
Man darf allerdings nicht eine vollständige Historie des Fahrzeugs erwarten, aber immerhin ...
Achtung, die Prozeduren der Zulassung, Abmeldung und Verkauf haben sich geändert, die folgenden Beschreibungen sind somit nicht mehr "up to date":
Aktuelle Informationen erhält man direkt auf der Homepage vom DVM (CAL)
https://www.dmv.ca.gov/portal/dmv/dmv/home
Zulassung, Registrierung: (2011)
Der Händler hat für seine Fahrzeuge eine Art temporäre Registrierung, damit konnten wir das Fahrzeug sofort im Strassenverkehr nutzen. Die Registrierung klebt in Form eines Papierstreifens an der Windschutzscheibe und Aufklebern auf dem hinteren Nummernschild (Ende der Gültigkeit). Unsere Registrierung lief noch 5 Monate.
Während dieser Zeit beantragt man den s.g. "Titel" auf das Fahrzeug. Es ist im Prinzip die Eigentumsbescheinigung. Da man i.d.R. Selbstzahler ist, ist man auch selbst "Titelträger", im Gegensatz zu den meisten Amis; da gehört das Fahrzeug meistens der Bank.
Den Antrag für den Titel schickt der Händler an die Zulassungsstelle (DMV - Department of Motor Vehicles). Nun kommt die Sache mit dem Wohnsitz ins Spiel: Das DMV muss den neu ausgestellten Titel ja jemandem zuschicken können.
Wir haben mit unserem (wirklich) netten Händler vereinbart, dass der Titel an seine Adresse geschickt wird und sind dann nach 9 Wochen wieder beim Händler vorgefahren und haben unseren Titel abgeholt. Der kam nach Aussagen des Händlers wohl 4 Wochen nach dem Kauf.
Man benötigt also irgendwie eine Postanschrift für die Rücksendung des Titels.
Anmerkung: In der Zwischenzeit sind wir ganz legal mit dem neuen Fahrzeug unterwegs gewesen.
Versicherung: (2011)
Ähnliches gilt für die Versicherung des Fahrzeugs (Fahrzeugversicherung gibt es zur Genüge).
Die Postadresse war ersteinmal wieder die Händleranschrift, aber ich habe mich bei der Versicherung dann per Internet auf "paperless Client" eingetragen und war von da an "Online-Kunde" und der Händler war raus aus dem Papierkram.
Wir haben eine Versicherung telefonisch über 1 Jahr abgeschlossen, was eigentlich so nicht geplant war, aber Versicherungen sind schnell beider Sache. Die Abwicklung haben wir bei unserem freundlichen Händler gemacht, er hat auch den Vertrag per Email vom Versicherer bekommen und für uns ausgedruckt. Natürlich kannten sich der Händler und der Versicherungsagent, aber was soll es, es hat gut funktioniert.
Somit war das Fahrzeug auch versichert (68 USD/Monat), allerdings nur mit sehr begrenzter Haftung.
Wer höhere Deckungssummen haben möchte, zahlt eben mehr, aber das ist nach persönlichem Gusto. Die Amis fahren fast alle mit Minimaldeckung, aber dafür sehr vorsichtig.
Die Zahlung erfolgte per monatlichem Einzug über Kreditkarte. Da lag noch ein Problem:
Wir wollten das Fahrzeug ja nur 2 Monate nutzen. Vor Ablauf der 2 Monate haben wir also den Bankeinzug per Fax (so wollte es die Versicherung) widerrufen und die Zahlungen eingestellt. Der Vertrag wurde daraufhin von der Versicherung gegen 50 USD Stornokosten "gecancelled".
Abmeldung: (2011)
Der nächste Schritt war die Abmeldung des Fahrzeugs, weil eine neue Registrierungsgebühr während unserer Abwesenheit fällig würde und es wohl auch besser ist, ein unversichertes Fahrzeug abzumelden. Verpasst man die Zahlung der "Registration-fee", wird es richtig teuer.
Abmeldung ist einfach und nennt sich "PLANNED NON-OPERATION" (auch PNO), zur Abmeldung gibt es ein namensgleiches Formblatt. Man bekommt es beim DMV direkt oder kann es sich aus dem Internet vom DMV herunterladen.
Formblatt "PNO" (DMV)
Ein zweites Formblatt nennt sich "AFFIDAVIT of NON-USE".
Formblatt "Affidavit of Non-Use" (DMV)
Das Ausfüllen der Formulare ist kein Problem. Mit den ausgefüllten Formblättern geht man zum DMV und zahlt 18 USD. Allerdings kann ein Fahrzeug nicht früher als 60 Tage vor Ablauf der Registrierungsdauer abgemeldet werden. Unsere Registrierung läuft am 31.1.2012 aus, also frühestens am 1. Dezember 2011 können wir abmelden, dann sind wir allerdings schon lange wieder in good old Germany.
Das Formblatt "AFFIDAVIT of NON-USE" kann jederzeit eingereicht werden, aber das "PNO"-Formblatt hat eben die besagte Frist.
Lösung: Wir schicken die Abmeldung mit 20 USD im Dezember per Post an das DMV mit dem Vermerk "Keep the change, have a large coffee and a great day", dann kann eigentlich nichts schiefgehen ...
Sollte die Abmeldung später postalisch erfolgen, würde ich jedoch vorher die Angelegenheit mit dem DMV besprechen, die können genau sagen, an wen und wann die Abmeldungen zu schicken sind.
Anmeldung: (2012)
Nach 5 Monaten, die wir unserem Camper Ruhe gegönnt hatten, fuhren wir wieder zum DMV zur Wiederanmeldung.
Diese lief auch problemlos, woraus wir folgerten, dass unsere schriftliche Abmeldung über das PNO-Formular (inkl. 20 USD) wohl funktioniert hatte.
Nun ergab sich aber folgende Schwierigkeit: Wir wollten von LA gleich über die Grenze nach Mexiko/Baja California. Die Zulassungsstelle kassiert die Registration Fee aber normalerweise ein volles Jahr (ca 230 USD).
Ich fragte, ob es auch eine kürzeren Registrierungsdauer gibt ...
"Ja, kostet aber fast das gleiche",
Wir sparten etwa 20 USD und waren dann nur für 2 Monate registiert.
Ein weiteres Problem war die Versicherung für die USA.
Für die Anmeldung ist ein Versicherungsnachweis erforderlich, aber wir wollten nun nicht für die verbleibenden 4 Tage in den USA noch eine Versicherung abschliessen. So legte ich die alte Versicherung vor, auf der ja ein Jahr ausgewiesen war und die war lt. dem Schein ja noch gültig, dass wir diese in der Zwischenzeit schon gekündigt hatten, war auf dem Papier nicht ersichtlich. (Vermutlich wird ein EDV-Abgleich mit dem angegebenen Versicherer durchgeführt, aber das dauert ein paar Tage). Auf diese etwas krumme Tour erhielten wir dann unsere Zulassung für die USA für 2 Monate. Allerdings waren wir ein paar Tage später schon in Mexiko.
Sechs Wochen vor Ablauf der 2 monatigen Registrierung haben wir unseren Camper von Mexiko aus wieder abgemeldet.
Das wieder in altgewohnter Weise mit dem PNO-Formular, dazu eine 18.- USD Money-Order (Western Union) für die Abmeldegebühren, alles in einen Briefumschlag gepackt und an den DMV (in Corona, CA) geschickt.
Da es für andere Reisende durchaus von Interesse sein kann, beschreibe ich hier auch die Verkaufsprozedur.
Autoverkauf (2014)
Nach 28.000 km USA/Mexiko/Belize/Guatemala wäre es langsam Zeit gewesen Richtung Süden weiterzufahren, um die Verschiffung nach Südamerika in Angriff zunehmen. Zwei Dinge stellten unsere Planung jedoch in Frage :
1. Wir hatten unseren Pick-up Camper ins Herz geschlossen, er ware komfortabel und machte Spass, aber für offroad-tauglich hielten wir ihn nach einigen Erfahrungen nicht mehr. Auf schlechterer Piste wurde das Gespann schaukelig und auch das Befestigungsprinzip, also das Festketten der Kabine auf der Lagefläche, war keine überzeugende Technik. Das war mechanisch eher grenzwertig und einer der beiden Alu-Spannhaken gab nach etwas anspruchsvollerer Geländefahrt auch prompt seinen Geist auf und der andere war auch schon arg angeschlagen.
2. Als wir die Reise starteten, war die Rede von einer neuen Fähre, welche die Schiffspassage von Panama nach Kolumbien preislich erträglich erschienen liess. Diese Fähre wurde aber nie in Dienst gestellt. Die zu erwartenden Kosten über alles, also Verschiffung, Flug, Übernachtungen etc. beliefen sich somit auf ca. 3500 EUR.
Wir beschlossen also, unseren Camper zu verkaufen und das gesparte Geld aus der Verschiffung zusätzlich in den Kauf eines geeigneten Fahrzeugs in Südamerika zu investieren.
Der Status unsere Campers bei Erreichen der Grenze von Mexiko in die USA war:
- es war beim DMV abgemeldet, hatte den Status PNO (Planned Non Operation, siehe "Abmeldung" Text oben)
- es hatte keinen Smog-Test (Abgasprüfung)
- es war nicht für die USA versichert.
- ich hatte den Titel auf das Fahrzeug, also den Eigentumsnachweis.
Wiedereinreise von Mexiko in die USA via Tijuana:
Abgesehen von einem unfreundlichen amerikanischen Grenzer und einer recht intensiven Fahrzeugdurchsuchung, die dann freundlich und korrekt war, verlief die Einreise reibungslos. Nach einer gültigen Versicherung wurde nicht gefragt. Es wurde auch nicht überprüft, ob das Fahrzeug beim DMV angemeldet ist.
(Dieses wäre ja schnell am Nummernschild anhand der Aufkleber überprüfbar).
Ob die Kontrolle vergessen wurde oder ob sie nicht vorgesehen ist, kann ich nicht sagen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass bei der gut organisierten Grenzkontrolle einfach etwas vergessen wird, das wäre unamerikanisch.
In San Diego haben wir den Camper dann ohne Probleme versichern können. Die Angaben auf der alten Versicherungspolice, Adresse und die notwendigen Details, wurden übernommen.(Wir hatten bei Farmers-Insurance versichert).
Anschliessen fuhren wir zum Smog-Test, dann zum DMV und meldeten den Camper wieder an.
(ca. 250 USD)
Im Prinzip alles kein Problem.
Autoverkauf: (2014)
Nach einer Rundreise durch den Westen der USA ging es an den Verkauf. Die Käufer waren Deutsche. Das Fahrzeug musste also in den USA von einem deutschen Eigentümer auf einen neuen deutschen Eigentümer übertragen werden.
Die neuen Besitzer hatten eine gute Lösung für das Problem des Wohnsitzes bzw. der notwendigen Postadresse gefunden. Man kann bei der Post ein Postschließfach eröffnen, welches dann als gültige Adresse für die Versicherung und der Zulassungsstelle (DMV) dient.
Da die persönliche Abwicklung der Formalitäten beim DMV immer recht langwierig ist, und wir mit Rückfragen rechneten, schalteten wir einen KFZ-Agenten ein. (Büros findet man recht schnell). Diese übernehmen gegen eine Gebühr (ca. 50 USD ) den Papierkram.
Von diesem erhielten wir auch den Hinweis, dass beim Fahrzeugverkauf 19% Steuern auf den Verkaufspreis fällig werden. Wir reduzierten den Verkaufspreis daraufhin drastisch und vermerkten einen erfundenen Motorschaden im Kaufvertrag, um den marktunüblichen Verkaufspreis nachvollziehbar erscheinen zu lassen. Ob es eine Überprüfung der Verkaufspreise gibt, ist mir unbekannt, aber schaden konnte die Vorgehensweise nicht.
Der Eigentümerwechsel verlief daraufhin ohne Probleme.